Der Schwalbenschwanz im Garten
Einer unserer größten und schönsten Schmetterlinge ist der Schwalbenschwanz (Papilio machaon). Bis zu 8 Zentimeter Flügelspannweite und ein kontrastreiches buntes Farbbild machen diesen heimischen Tagfalter unverwechselbar. Im Garten ist er gar nicht so selten, wenn die Bedingungen passen.
Allgemein gilt: Wer Schmetterlinge im Garten fördern will, braucht nicht nur Blüten für die Falter, sondern auch Futterpflanzen für die Raupen. Je nach Schmetterling sind das ganz verschiedene Pflanzen.
Beim Schwalbenschwanz ist das recht einfach, weil die Weibchen ihre Eier auf Doldenblütler ablegen – im Garten z.B. Fenchel, Dill und Gelberüben. Dabei werden immer nur wenige Eier pro Pflanze abgelegt, damit alle Raupen ausreichend zu fressen haben.
Vor der Eiablage versammeln sich männliche und weibliche Falter zum Balzflug an Hügeln, Türmen oder Berggipfeln, bevor sie sich wieder Verteilen und meist einzeln untwegs sind. Auch am Hochgern-Gipfel (1748m) wurden sie schon beobachtet!
Bei uns entwickeln sich vom Frühjahr bis in den Herbst 2-3 Generationen. Die Überwinterung der letzten Generation erfolgt als sogenannte Gürtelpuppe (Bild siehe unten) an trockenen Stengeln in der Nähe der Futterpflanzen. Die Raupen schlüpfen je nach Witterung und Wärme erst im April/Mai. Die Stengel müssen so lange stehen bleiben!
Das zeigt, wie wichtig das Stehen-Lassen von Pflanzen-Stengeln in der Landschaft wie im Garten ist!
Eine Lösung für „Ihre“ Schmetterlinge hat Johanna Schrott aus Waging gefunden. In ihrem als „Naturgarten – Bayern blüht„ ausgezeichneten Garten geht sie wie folgt vor:
Schwalbenschwanz überwintern
„Begonnen hat alles 2010. Dabei habe ich an den Gelbe Rüben ca. 6cm lange Schwalbenschwanz-Raupen gefunden und mich schon drauf gefreut, dass sie sich verpuppen und wir im nächsten Jahr die schönen Schmetterlinge bewundern können.
Ein paar Tage später hing von einigen Raupen nur noch das Vorderteil am Stängel, der Rest war abgefressen. Darüber habe ich mich so sehr geärgert, dass ich beschloss, etwas dagegen zu unternehmen und sie im Gartenhaus zu überwintern. Freilich kann man auch die Schmetterlinge ganz natürlich am Dill oder am Fenchel im Freien sich entwickeln lassen, aber in der Natur kann es halt sein dass nur einige wenige das überleben.
Ich habe ein großes Essiggurkenglas genommen, oben als Abdeckung lose einen Plastikblumentopf drauf gesetzt, damit die Raupen nicht abhauen und unten eine dünne Schicht trockene Kokoserde gefüllt. Diese dient zur Aufnahme von Feuchtigkeit, sonst kann es im Glas zu schimmeln beginnen.
Die Raupe sollte mind. 5cm lang sein, bevor man sie ins Glas setzt. Sie soll schon ziemlich fertig entwickelt sein, dann steht sie kurz vor dem Verpuppen. Den Stängel, an dem die Raupe sitzt, abschneiden und so ins Glas stellen, dass es oben am Rand ansteht. Man kann bis zu 3 Raupen gemeinsam in ein Glas setzen.
Gleich zu Beginn setze ich auch für jede Raupe ein dünnes Steckerl mit ins Glas, an dem sie sich dann verpuppen kann. Diese sollten wegen der Schimmelgefahr sehr trocken sein. Dann heißt es täglich nachschauen und füttern. Dazu stelle ich 2-3 Gelbe-Rüben-, Fenchel- oder Dillblätter ins Glas. Wenn sie abgefressen oder welk sind, werden sie wieder mit frischem Gemüse ausgetauscht. Ab und zu muss auch die Kokoserdschicht ausgewechselt werden, damit alles schön trocken bleibt.
Die Raupen werden so lange gefüttert, bis sie sich an den trockenen Stängeln verpuppt haben. Dann stelle ich diesen Stängel mit der Puppe vorsichtig in ein separates Glas, auch diese wird wieder mit etwas Kokoserde gefüllt und ein Deckel drauf gesetzt. Ab jetzt sollte das Glas nicht mehr bewegt werden. Die meisten Raupen werden zu grünen Puppen, aber einige, die sich später im Jahr verpuppen, werden braun. Möglicherweise liegt es daran, dass dann auch die Stängel der Pflanzen braun werden und sie so besser getarnt sind (meine Vermutung)
Die Gläser mit den Puppen lasse ich den Winter über im Gartenhaus stehen, egal wie kalt es wird. Sie dürfen nicht in einen warmen Raum, denn sonst schlüpfen die Schmetterlinge zu früh!
Im Frühjahr, meistens ab Mitte April, schlüpfen die Schmetterlinge. 1-2 Tage vor dem Schlupf wird die Puppe dunkler und leicht durchsichtig, so dass schon die Flügelkonturen von außen zu erkennen sind. Sobald die Falter ausgeschlüpft sind, kann man die Stängel aus dem Glas nehmen und vorsichtig den Finger hinhalten, so dass der Schmetterling drauf krabbelt. Dann setze ich ihn auf irgend eine Blüte in den Schatten, damit er in Ruhe seine Flügel fertig aufpumpen kann.
Wichtig: Schon im Frühjahr sollte bei Dill- Gelbe-Rüben- und Fenchelpflanzen immer kontrolliert werden, ob sich Raupen drauf befinden. Diese sind nach dem Schlupf aus dem Ei schwarz und ab 2mm groß, deshalb sind sie auch leicht zu übersehen! Wenn man z.B. den Dill ernten will, auf dem eine Raupe sitzt, kann man das Stück der Pflanze abschneiden und wieder z.B. auf eine Gelbe Rübe setzen. Ich lasse meistens eine Fenchelpflanze als Futterpflanze stehen, denn der Fenchel treibt immer wieder aus, wenn man seine Stiele abschneidet.
Grundsätzlich ist es ja so: Der Schwalbenschwanz ist kein recht häufiger Schmetterling. Sobald man im Garten einen flattern sieht, kann es sein, dass er auch einige Eier im Gemüsebeet ablegt. Bevorzugte Futterpflanzen sind dabei Gelbe Rüben, Fenchel und Dill. Es wird ja meistens nur ein Ei pro Pflanze abgelegt, was doch sehr wenig ist.
Die Raupen sind schon sehr gut getarnt und nicht leicht zu entdecken. Wenn man dann im Spätsommer oder Herbst achtlos den Dill, die Gelben Rüben oder den Fenchel erntet und das Kraut auf dem Komposthaufen entsorgt, gehen halt auch die Raupen kaputt. Ich habe auch schon Dill geerntet und erst in der Küche eine Raupe gefunden. Das war aber kein Problem, denn ich hab sie wieder in den Garten auf den Fenchel gesetzt.“
Bericht und Bilder: Johanna Schrott, 02.05.20 und 15.05.21